Lohnt sich Fallschirmspringen?

Anlässlich des Sunspot Awards 2021 auf Usedom gab es für alle Teilnehmer, darunter auch mich, die Möglichkeit mit Skydive-MV einen Fallschirmsprung zu erleben. Zum Sunspot Award auf Usedom gibt es auch einen eigenen Beitrag, der vor diesem veröffentlicht wurde, also gerne mal reinschauen.

Jeder Teilnehmer konnte sich anmelden und der Flughafen in Heringsdorf hatte extra geöffnet für unsere Gruppe und so haderte auch ich erst einmal mit dem Gedanken: „Ist das wirklich etwas, dass ich machen möchte?“. Denn der Gedanke aus ein paar tausend Metern Höhe aus einem Flugzeug zu springen behagte mir erst gar nicht. Ich habe Höhenangst und dazu war ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie in einem Flugzeug geflogen. Dennoch war es ein Erlebnis, dass ich sonst bestimmt nie machen würde, redete ich mir ein. Und so meldete ich mich spontan für einen der letzten Teilnehmerplätze an.


Angekommen am Tag des Sprungs fuhr ich mit einer Freundin zum Flughafen. Im Gepäck hatten wir noch eine weitere Teilnehmerin, die nach mir springen würde. Glücklicherweise war das Wetter auf unserer Seite und es sah alles nach einem sonnigen Sprung ohne Wolken aus.

Die Atmosphäre war sehr entspannt. Es waren nur die Springer und die Crew von Skydive_MV vor Ort. Kein Personenverkehr oder andere Besucher. Ich lernte meinen Tandempartner Sebastian und meinen Filmer kennen. Dann ging es auch schon ans Anziehen der Klamotten und der Gurte. Nach einer kurzen Einweisung am Flugzeug und dem Kennenlernen des Piloten kam der erste aufregende Moment. Mein erstes Mal fliegen und das in einem kleinen Flugzeug ohne Sitze, auf dem Boden sitzend und angeschnallt an Gurte, die mein Überleben garantieren sollten. So hatte ich mir meinen ersten Flug wahrlich nicht vorgestellt.


Nach dem Start flogen wir auf über 1000 Meter…

…bis ich meinen Filmer fragte, wie hoch wir denn schon seien. Ich hatte bereits jegliches Verständnis für Höhe verloren und dabei meinte er: „Wir haben erst knapp ein Viertel geschafft“. Ich war erst einmal geschockt, da ich dachte bei dieser Höhe müssten wir bereits angekommen sein.

So flogen wir dann auf knapp 3500 Meter Höhe. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich trotz Höhenangst doch ziemlich entspannt bis dann kam: „So jetzt rück mal näher auf meinen Schoß, wir machen gleich die Tür auf!“. Die Anspannung stieg enorm. Ich rückte auf Sebastians Schoß, um langsam unsere Absprunghaltung einzunehmen, als plötzlich die Tür aufging.

Das war einer der schlimmsten Momente, denn als der Wind mir um die Ohren flog und ich kaum atmen konnte wusste ich gleich fallen wir. In dieser Höhe an der Kante eines Flugzeugs zu sitzen war sehr beängstigend, aber gleichzeitig faszinierend.

Unser Filmer machte sich bereit und setzte sich auf die kleine Halterung außerhalb des Flugzeugs. Ich zog meine Beine durch die Tür und da baumelten sie auch schon in tausenden Metern von Höhe über dem Boden, bei eisigen Temperaturen.

Dann ging es los. Der Filmer fiel rückwärts mit grinsender Miene in die Tiefe, bevor ich den Ruck von hinten spürte.

Die ersten Momente des freien Falls waren absolut verrückt. Ein Bauchkribbeln welches ich in keiner Achterbahn zuvor wahrnehmen konnte. Obwohl ich auch in anderen Attraktionen nie schreie, konnte ich nicht anders als voller Adrenalin meine Stimmbänder bis ans Äußerste zu strapazieren. Der Wind schoss mir um die Ohren und meine Schutzbrille rutschte mir von den Augen. Das machte mir glücklicherweise aber nichts und ich konnte alles genau überblicken ohne Tränen in den Augen.

Der freie Fall war, wortwörtlich, das atemberaubendste Gefühl, dass ich je erleben durfte. Dieser ging aufgrund unserer Windverhältnisse ca. 20 Sekunden, bis ich einen weiteren Ruck spürte und im Fallschirm hing. Meine ersten Worte, nachdem ich realisiert hatte dass alles glatt lief, zu Sebastian waren: „Alter…Wow…Danke“. Ja nicht die heroischsten Worte, aber voller Adrenalin war es das einzige, dass ich rausbekam. So genossen wir dann noch ein paar Minuten des Fluges im Fallschirm mit ein paar steilen Kurven, die alle den Intensitätsgrad eines „First-Drops“ einer Achterbahn hatten.  

Dann brachten wir uns in die Landeposition und rutschten butterweich auf unserem Hintern über das nasse Gras. Unten angekommen begrüßte uns unser Filmer mit einem High-Five und einem Lächeln und dann war alles auch schon wieder vorbei.

Ich kann rückblickend nur sagen, dass es das schlimmste und gleichzeitig das geilste Gefühl war, dass ich je hatte. Die Höhenangst wird man davon jedoch nicht los, da man den Bezug zur Höhe dort oben verliert. Würde ich es dennoch wieder machen? Auf jeden Fall!. Gerade mit so einer netten Crew, der freundlichen und intimen Atmosphäre und dem perfekten Wetter wie wir es hatten war es ein Erlebnis, dass ich niemals vergessen werde! Es lohnt sich!

03. November 2021
Stefan Förster

Weiter
Weiter

Sunspot Award 2021